
Vorbereiten

Was brauchen Sie, um gut lehren zu können? Und was benötigen Ihre Studierenden, um produktiv zu lernen? Auf dieser Seite stellen wir Ihnen Möglichkeiten vor, wie Sie sich auf Ihre Lehre vorbereiten können. Außerdem werden Voraussetzungen vorgestellt, die Ihren Studierenden die gleichberechtigte Teilhabe am Lernen ermöglichen.
Selbstreflexion
Ihre Haltung, Positionierung und Ihr Wissen prägen den Lehr-Lern-Raum. Der erste Schritt hin zu antidiskriminierender Lehre ist deshalb die Auseinandersetzung mit sich selbst. Im Folgenden finden Sie Reflexionsfragen, um sich Ihren eigenen Bedürfnissen in der Lehre bewusst zu werden. Außerdem werden Perspektiven vorgestellt, wie sich gesellschaftliche Verhältnisse in Lehr-Lern-Räumen widerspiegeln und welche Bedeutung das für Ihre Lehre hat.

Was brauche ich, um gut zu lehren?
Wie miteinander gesprochen und umgegangen wird, was gelernt wird und vor allem wie das Lernen gestaltet ist, können Sie bestimmen. Was brauchen Sie also, um Ihre Handlungsspielräume zu nutzen und gut lehren zu können?
Bevorzugen Sie eine klare Strukturierung und Planung Ihrer Lehreinheiten oder möchten Sie auch ad hoc reagieren? Geben Ihnen festgelegte Gesprächsregeln Sicherheit oder nimmt Ihnen das Raum, um spontan agieren zu können? Und was bereitet Ihnen inhaltlich und didaktisch Spaß?
Sich darüber bewusst zu sein, vergrößert die Handlungssicherheit in der Lehre, stärkt die Beziehung zu Ihren Studierenden und fördert eine professionelle Haltung zur eigenen Lehre.
Die Universität Zürich hat hilfreiche Fragen entwickelt, um sich der eigenen „Lehrphilosophie“, den Bedürfnissen und Ansprüchen bewusst zu werden:
- Wie lehre ich?
- Was sind meine persönlichen Qualitätskriterien guter Lehre?
- Was verstehe ich unter studentischem Lernen?
- Wie kann ich dieses Lernen fördern?
- Was macht gute Lehre in meinem Fachbereich aus?
- Wie hängen die Lehrmethoden und vermittelten Inhalte zusammen?
- Welche Rolle übernehme ich im Lernprozess der Studierenden?
Es gibt zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten, um Ihre Lehre an Ihre Bedürfnisse anzupassen. Wichtig ist, dass Sie sich darüber bewusst sind, was Sie fachlich und didaktisch können und was Ihnen nicht liegt, welchen Arbeitsstil Sie haben, zu welchen Tageszeiten Sie besonders produktiv sind oder was Ihnen hilft, um Stress zu bewältigen. Sie treten als Mensch vor Ihre Studierenden und deshalb haben Ihre individuellen Eigenschaften, Stärken und Schwächen Raum verdient. Wenn Sie motiviert und engagiert lehren, weil Ihre Lehre zu Ihrem Lehrstil, Können und Wissen passt, können auch Ihre Studierenden produktiv und involviert lernen.
Wasserflasche und Nüsse in der Tasche oder ein kurzer Spaziergang zwischen Ihren Veranstaltungen: Nehmen Sie sich auch Zeit für Ihre körperlichen Bedürfnisse. Hungrig, durstig oder ohne Pausen zu arbeiten, verringert die Kreativität und Geduld – und damit meist auch die Kapazitäten zu lehren.
Im „Fragenkatalog zur Selbstreflexion der Lehrphilosophie“ des Netzwerks Studienqualität Brandenburg finden Sie weitere Anregungen zur Auseinandersetzung mit Ihrer Lehre, um Ihre Kompetenzen und Handlungsspielräume zu stärken.
Wie bin ich selbst positioniert?
Welche Auswirkungen hat meine Positionierung auf den Lehr-Lern-Raum?
„Wir alle können nichts für die Welt,
in die wir hineingeboren wurden.
Aber jede und jeder kann
Verantwortung übernehmen und
diese Welt mitgestalten.“
Sie können Vieles in Ihrer Lehre gestalten und antidiskriminierend handeln. Gleichzeitig ist der Gestaltungsspielraum auch geprägt durch gesellschaftliche Bedingungen. Ungleichheiten, Machtasymmetrien, Benachteiligungen und Privilegien wirken in allen Bildungsinstitutionen – so auch an Hochschulen. Diese beeinflussen, welche Autor:innen gelesen werden, welches Wissen anerkannt wird, wie Kompetenzen geprüft werden und wer überhaupt an Hochschulen studiert und lehrt. Hochschullehre soll allen Studierenden ermöglichen Wissen, Qualifikationen und Kompetenzen zu erwerben – unabhängig von ihren Unterschieden in Herkunft, körperlichen wie psychischen Beeinträchtigungen oder ihrer Sozialisation. Dementsprechend ist es entscheidend, Unterschiede zu navigieren, vielfältiges Wissen und Perspektiven sichtbar zu machen, sensibel für strukturell wie individuell begründete Erschwernisse zu sein und Benachteiligungen auszugleichen.

Die Voraussetzung dafür ist, dass Sie sich Wissen zu diesen gesellschaftlichen Bedingungen aneignen. Dazu gehört auch zu verstehen, wie man selbst in der Gesellschaft positioniert ist. Denn nur so können Sie sich bewusst werden, welche Perspektive und Erfahrungen Sie in den Lehr-Lern-Raum einbringen, wen Sie repräsentieren können, mit welchem Wissen Sie sozialisiert sind und welche Expertisen Ihnen fehlen. Unter Positionierung auf dieser Webseite finden Sie Anregungen und Hilfestellungen, um sich mit Ihren eigenen Privilegien und Benachteiligungserfahrungen auseinanderzusetzen. Unter Diskriminierungsformen finden Sie Einblicke in die Wirkweisen von Ableismus, Rassismus oder Sexismus in unserer Gesellschaft. Dieses Wissen erlaubt es, antidiskriminierend und diversitätskompetent zu Lehren und Studierende bei der gleichberechtigten Teilhabe am Lernen zu unterstützen.
Hier finden Sie Fragen zur Selbstreflexion in Bezug auf Ihre Lehrtätigkeit, gesellschaftliche Positionierung, Handlungsspielräume, Ihr Rollenverständnis sowie Wissen über Antidiskriminierung und Verbündetenschaft. Die Vorlage zum Ausfüllen der Selbstreflexion können Sie hier ausdrucken.
Weiterführende Links
Sie fragen sich, wie Sie gesellschaftlich positioniert sind? Einen guten Einstieg in die Thematik bieten der Privilegien-Check (Englisch) und der Klassismus-Check. Diese vermitteln eine erste Einschätzung dazu, inwiefern Sie von Benachteiligung oder Privilegierung betroffen sind.
Sich mit Privilegien, Benachteiligung und Machtverhältnissen zu konfrontieren, kann herausfordernd und schmerzhaft sein. Unter Unterstützung finden Sie Beratungsstellen für Betroffene von Diskriminierung sowie Weiterbildungs- und Vernetzungsmöglichkeiten zu Antidiskriminierung und Hochschuldidaktik in ganz Deutschland. Eine Liste zum Ausdrucken mit Beratungsangeboten für Betroffene von Diskriminierung können Sie hier herunterladen. Diese können Sie Ihren Studierenden auch zu Beginn einer Lehrveranstaltung oder bei Bedarf mitgeben.
Voraussetzungen gestalten

„Wenn angenommen wird, dass alle die gleichen Ausgangsbedingungen haben, dann bleibt unberücksichtigt, welche Normalitätserwartungen in institutionalisierte Verfahren eingelassen sind.“ Ilona Pache 2016, S. 66
Damit alle Studierenden gleichberechtigt lernen können, müssen geeignete Bedingungen gegeben sein. Hier finden Sie praktische Anregungen und Handlungsempfehlungen für die Planung und Vorbereitung Ihrer inklusiven und diversitätsbewussten Lehre.
Barrieren abbauen
Der Seminarraum
liegt im fünften Stock
und es gibt keinen Aufzug.
Die Vorlesung
findet außerhalb der Kinderbetreuungszeiten statt.
Im Gebäude
gibt es ausschließlich
binäre Toiletten.
Für die Teilnahme an einer Exkursion müssen 400 Euro selbst gezahlt werden.
Diese Beispiele zeigen alltägliche Barrieren auf für Studierende mit Kindern oder im Rollstuhl, für trans* und nicht-binäre Studierende oder für Studierende mit geringem Einkommen. Ihre Teilhabe an dem Seminar, der Vorlesung oder Exkursion wird durch diese Zugangsbedingungen erschwert oder behindert.
Inklusive, antidiskriminierende Lehre beginnt bereits bei der Vorbereitung und Planung einer Lehrveranstaltung. Eine Übersicht dazu, was barrierearme Hochschullehre auszeichnet und was es zu beachten gilt, hat die TU Dresden verfasst. Im Folgenden finden Sie einige Hinweise im Überblick.
Veranstaltungsort

- Achten Sie darauf, dass der Ort mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist, regen Sie Fahrgemeinschaften zu Exkursionsorten unter den Studierenden an oder organisieren Sie ein gemeinsames Transportmittel.
- Stellen Sie sicher, dass es barrierefrei zugängliche Toiletten gibt.
- Klären Sie vorab, ob die technischen Voraussetzungen für Mikrofone, Beamer und Lautsprecher gegeben sind.
- Achten Sie auf natürliches Licht, die Temperatur im Raum und regelmäßiges Lüften.
Eine Checkliste mit Hinweisen und Handlungsempfehlungen zu barrierearmen Veranstaltungen stellt das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Niedersachsen bereit.
Material
- Geben Sie Ihren Studierenden Texte oder andere Materialien zur Vor- und Nachbereitung frühzeitig, damit auch erwerbstätige Studierende, Studierende mit Kindern, mit Behinderungen oder anderen zeitspezifischen Verpflichtungen ausreichend Vorbereitungszeit haben.
- Fragen Sie Ihre Studierenden vor der ersten Sitzung, ob bestimmte Voraussetzungen für ihre Partizipation an der Veranstaltung notwendig sind. Informieren Sie sich, ob Ihre Institution beispielsweise Mikrofone zur Verfügung stellt, die mit Hörhilfen kompatibel sind oder andere Mittel für barrierearme Lehre bereitstellt.
- Erstellen Sie barrierearme Dokumente und Präsentationen.
- Zeichnen Sie Ihre Vorlesungen auf oder stellen Sie Ihre Skripte zur Verfügung. So erhalten Studierende Zugang zu den Lehrinhalten, die an einer Sitzung nicht teilnehmen können.
Prüfen

- Informieren Sie sich über die Nachteilsausgleichsregelungen Ihrer Institution. Weisen Sie Ihre Studierenden auf diese Möglichkeit hin.
- Kommunizieren Sie die Bewertungskriterien, Notenskalen und Ihre Erwartungen bezüglich Prüfungsleistungen transparent an Ihre Studierenden.
- Prüfen Sie kompetenzorientiert. Was das bedeutet und wie es umgesetzt wird, erläutert die Ruhr Universität Bochum.
- Weisen Sie auf Ihre Sprechstundenzeiten hin und ermöglichen Sie Ihren Studierenden individuelle Gespräche zum Besprechen von Hausarbeitsthemen, Nachteilsausgleichen oder einer erhaltenen Note.
Zurück zur Startseite
Weiter zu Umsetzen
Auf dieser Seite stellen wir Ihnen Perspektiven und Ansätze für eine antidiskriminierende Haltung und ein diversitätssensibles Handeln in der Lehre vor.